Gedanken zur Jahreslosung 2022

Jesus spricht:
Wer zu mir kommt, 
den werde ich nicht abweisen“ 

Johannes 6,37

Verschlossene Türen

Vor verschlossenen Türen stehen, nicht reingelassen werden – das ist eine Erfahrung, die wir während der letzten knapp zwei Jahre häufiger erleben mussten. Mir selber tat es unglaublich leid, als ich am Heiligabend ein Schild vor die Tauchaer Kirchentür stellen musste mit der Aufschrift: „Teilnahme nur mit Voranmeldung und 3G“. Bei unserem Urlaub an der Nordsee hab ich in manchen Kirchenschaukästen gesehen, dass in den Gemeinden dort sogar 2G gilt. Obwohl ich die Notwendigkeit der Regeln durchaus einsehe, ist es sehr schmerzhaft als Kirche Menschen abweisen zu müssen. Kirche sollte eigentlich offen für alle sein. Warum? Weil derjenige, um den es hier geht, auch offen für alle ist. „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“, sagt Jesus. Dieser Bibelvers soll uns als Jahreslosung im Jahr 2022 begleiten. In der derzeitigen Situation sowohl eine großartige Verheißung und zugleich eine echte Herausforderung!

Jesus – offen für alle

Schon als Jesus hier auf Erden lebte, hat er niemanden fortgeschickt, hat sich mit allen unterhalten, mit den Frommen und den Sündern, den Radikalen und den Sanften, den Angesehenen und den Ausgestoßenen. Bei ihm kamen Menschen zusammen, die sonst wohl nie miteinander Kontakt hatten. Das wüsche ich mir für unsere Kirche auch. Ein Ort, wo jeder willkommen ist, unabhängig von seiner Lebensweise, Bildung, Herkunft oder politischen Einstellung. Wo niemand vorschnell in Schubladen einsortiert und bewertet wird.

Geht das überhaupt?

Mancher wird einwenden: Ist das nicht einfach nur beliebig und profillos? Wofür steht Kirche dann überhaupt noch? „Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht!“, lautet ein Sprichwort. Und führt zu große Offenheit nicht unweigerlich zu Konflikten? 
Doch für „alles“ offen ist Jesus auch nicht. Er hat den Menschen die zu ihm kamen, ganz klar seine Meinung gesagt, zur Umkehr aufgerufen und den Finger in die Wunde gelegt. Viele sind dann einfach wieder gegangen, haben sich geärgert oder ihn belächelt. Und manche sind geblieben, haben sich von Jesus zum Guten verändern lassen und einen neuen Blick auf ihr Leben und auf Gott bekommen. So eine Kirche wünsche ich mir: Wo Menschen durch Jesus verwandelt werden und mit seiner Kraft selbst so manches in unserer Welt zum Guten verändern. „Jeder kann kommen. Aber wer kommt, muss damit rechnen, dass nicht alles bleibt, wie es ist.“ So würde ich die deshalb Jahreslosung 2022 fortsetzen bzw. umschreiben. 
Fürs dieses Jahr wünsche ich mir jedenfalls, dass ich keine Einlassschilder mehr vor die Kirche stellen muss, höchstens dieses eine: “Offen für alle”.

Pfarrer Nico Piehler

Beitragsbild: Aaron Burden on Unsplash

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